Die Vereinsgeschichte (PDF)
Die Schützengesellschaft Schwarzenbach/Saale hat in ihrem Namen das Jahr 1818 als Gründungsdatum angegeben. Ein genaues Datum liegt leider nirgendwo vor, es könnte jedoch sein, dass die Schützengesellschaft älter ist als wir annehmen.
In der Tümperschen Chronik von Schwarzenbach/Saale lesen wir: "Nach mündlicher Mitteilung und einer Notiz wurde die Schützengesellschaft um 1804 gegründet." Um welche Notiz es sich handelt und wo dieselbe eventuell zu finden sei, wurde leider nicht überliefert.
Wie in anderen Städten mag es wohl auch in Schwarzenbach gewesen sein, dass der älteste Schützengedanke zum Schutz der Gemeinde und ihrer Bürger entsprang.
Da wir keinerlei alte Schützenbücher und auch keine historische Scheibe besitzen, welch traurige Tatsache wohl den jeweiligen Kriegs- und Nachkriegszeiten zu verdanken ist , können wir die Vergangenheit unserer Schützengilde nur aus dem Schriftwechsel rekonstruieren, welcher zwischen den Schützenvorständen, die damals "Direktoren" hießen und dem "wohllöblichen Magistrat der Stadt Schwarzenbach" stattfand.
Im Juli 1818 sprachen die damaligen Direktoren, Fabrikbesitzer Joh. Georg Winnerling (nicht Winterling!) und Joh. Gottfried Hilpert persönlich bei einem "wohllöblichen Magistrat" vor und baten um Abhaltung des diesjährigen Vogelschießens. Da diese Niederschrift noch im Original vorhanden ist und wahrscheinlich das "älteste Dokument" in Bezug auf die Vergangenheit unserer Schützengilde ist , hat man wohl mit Recht dieses Jahr "1818" als Gründungsjahr festgesetzt.
Anfangs bis zum Jahre 1820 wurde im Stand in der Birke, dann am Hammeranger geschossen.
Im Juni 1834 mußte das Vogelschießen vom Magistrat verboten werden. Der Grund war wie es wörtlich heisst: "Wegen der in den unteren Volksschichten ausgebrochenen Pockenseuche."
Am 20.03.1838 gab sich die Schützengesellschaft die erste Satzung, welche von 36 Schützen unter den Direktoren Wagner und Müller unterzeichnet waren. Welch großen Wert unsere Vorfahren auch zur damaligen Zeit schon auf Ordnung und Genauigkeit legten geht daraus hervor, daß in den 4 Titeln mit 38 §§ und einigen Unterteilungen der gesamte Vereins- und Schießbetrieb bis zum letzten geregelt war.
Die beiden ersten Punkte der Satzung waren:
- Der Zweck der Schützenbruderschaft ist, sich in dem Schießen nach der Scheibe, dem Stern oder einem Vogel zu üben und sich auf diese Weise auch zu unterhalten.
- Wirkliches Mitglied kann jede Mannsperson werden, welche das zwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hat, einen guten Leumund besitzt und sich gehörig zu Benehmen weis.
In den folgenden Jahren ist außer dem regelmäßigen Ansuchen eines Vogel-, Stern- oder Preisschießens wenig über die Tätigkeit der Schützengessellschaft in den Archiven zu finden.
Am Hammeranger schoß man zuerst in einer Bretterbude , diese wurde dann 1847 oder 1848 durch den Bau eines Schützenhauses aus Brettern mit Saal und Schießstand, durch den damaligen Baumeister Wunderlich ersetzt.
Die vorgefundenen Nachrichten über unsere Schützengilde wurden immer spärlicher, je weiter das neunzehnte Jahrhundert zu Ende ging. Einmal lesen wir noch, dass fünf Jahre lang und zwar von 1860 bis 1865 die Gesellschaft regelmäßig jedes Jahr gemahnt wurde, die vor Jahren entliehene komplette Kanone (wahrscheinlich zum Böllerschießen verwendet) doch endlich zurückzugeben. Und zwar "in Natura" denn die Schützen sollten dieselbe, da unauffindbar, bezahlen. Mitteilungen über das Ende des Kanonenkriegs wurden nicht gefunden.
Zu erwähnen wäre noch, dass im Jahre 1871 die geänderten Statuten vom königlichen Bezirksamt Rehau ohne Beanstandung genehmigt wurden. Ein Exemplar dieser neuen Statuten war leider nicht auffindbar.
Im Jahre 1874 wurde durch Maurermeister Kade, ein Schützenhaus an seinem jetzigen Platz errichtet. Dieser Bau wurde durch Aktien à fünf Gulden aufgebracht. Je nach Vermögenslage der Gesellschaft wurden in den folgenden Jahren zwei bis drei dieser Aktien ausgelost und bezahlt.
Dieses Schützenhaus war zu Großvaters Zeiten, in welchen Auto, Radio, Fernsehen und Disco noch unbekannt waren, wohl eines der Zentren, wenn nicht das Hauptzentrum des damaligen geselligen Lebens unserer Stadt. Auch unsere damaligen Schützenbrüder liebten Freude und Geselligkeit, denn im Archiv finden wir in schöner Regelmäßigkeit die Ansuchen um Abhaltung von Schützenbällen im Schützenhaus und Schützentänzchen im "Mehlhorn´schen Saale".
Über die Zeit nach der Jahrhundertwende kann leider auch wieder nichts berichtet werden, denn die Schützenbücher, die bestimmt geführt wurden, zum Teil unauffindbar sind. Die Gesellschaft wurde zu dieser Zeit durch die Direktoren Strunz, Reifenberger und Hoffmann geführt.
Der erste Weltkrieg verhinderte die Feier eines 100-jährigen Jubiläums im Jahre 1918. Dieses wurde dann in Verbindung mit der Fahnenweihe vom 25. bis zum 29. Juni 1921 gefeiert.
Der zweite Weltkrieg hatte wie überall auch unserer Gesellschaft seine Spuren mit negativen Vorzeichen aufgedrückt.
Die Schützen mussten wie das ganze Volk umlernen und wieder neu aufbauen um dem infolge der Niederlage angebrochenen, sogenannten "demokratischen Zeitalter" gerecht zu werden.
Große Schwierigkeiten bereitete die Instandsetzung der Räume im Schützenhaus, die während des Krieges von Fremdarbeitern bewohnt waren und nach dem Krieg als Flüchtlingslager für die vielen Heimatvertriebenen Verwendung fanden. Die Königskette und die Fahne wurden von Privat über den Krieg gerettet.
In Schwarzenbach/Saale gab es noch eine zweite Schützengesellschaft, die "Zimmerstutzengesellschaft Iduna". Die Schützengesellschaft schoß im eigenen Schützenhaus, die Zimmerstutzengesellschaft Iduna schoß im Nebenraum der "Gaststätte Schrebergarten". Da einige "Schwarzenbacher Schützen" sowohl in der Schützengesellschaft wie auch in der Zimmerstutzengesellschaft Iduna Mitglied waren, entschloß man sich 1961 zur Fusion der beiden Schwarzenbacher Schützengesellschaften.
Die Vereinsbezeichnung lautet seit dieser Zeit "Schützengesellschaft 1818/1899 e.V. Schwarzenbach/Saale". Durch diesen Zusammenschluß erlebte die Pflege des Schießsports in Schwarzenbach einen nennenswerten Auftrieb, da es durch die größere Mitgliederanzahl möglich war, sich regelmäßig an den Rundenwettkämpfen mit mehreren Mannschaften erfolgreich zu beteiligen.
Ab diesem Zeitpunkt wurde bei Schützenumzügen mit einem Schützenkönig, dem Vizekönig (Idunakette) und zwei Fahnen marschiert. Später kam noch eine Kette für den Jungschützenkönig dazu.
Vom 29.06. bis zum 07.07.1968 wurde das 150-jährige Jubiläum gefeiert. Es wurde ein Hauptschießen, ein Festkommers sowie ein Schützenfest in den Anlagen der Schützengesellschaft durchgeführt. Der Schirmherr des Jubiläums war Bürgermeister Peter Schneider, die Festrede hielt Vorstand Ernst Alex, Gauehrenschützenmeister Max Birkner ehrte verdiente Schützen und befreundete Vereine sprachen Grußworte aus.
Ab 1969 wurde kein Schützenfest mehr durchgeführt, denn die Kosten hierfür überstiegen die damaligen Einnahmen.
1970 fand vorerst das letzte Ab- und Königsschießen statt. Nur die Schützen die noch am Rundenwettkampf teilnahmen, waren noch aktiv. 1972 wurde im "Blauen Zimmer" eine Allwetterschießanlage mit 6 Ständen für Luftdruckwaffen gebaut.
Als die Punktewertung im Rundenwettkampf eingeführt wurde, meldete der damalige Schützenmeister auch noch die letzte Mannschaft von diesem Wettbewerb ab. Der absolute Tiefstand in der Vereinsgeschichte war erreicht. Das Vereinsleben spielte sich nur noch als Stammtisch ab. Es gab schon Stimmen für die Auflösung der Gesellschaft. Kurt Bräutigam wurde 1977 Vorstand der Gesellschaft. Das Vereinsleben wurde nur noch durch die Schützen Ernst Alex, Manfred Alex, Helmut Köppel, Josef Lack, Hermann Neupert und Werner Popp aufrecht erhalten. Sie trafen sich jeden Freitag zum "Mucken".
Die Unterhaltungskosten nahmen immer weiter zu, es musste eine Einnahmequelle gefunden werden. Als Anfragen eines Diskothekenbetreibers vorlagen, wurden diesem der Saal und weitere Teile des Schützenhauses verpachtet. Somit konnten einige wichtige Reparaturen durchgeführt werden. Als Werner Popp beruflich nach Dachau wechselte, blieb nur noch ein "fünf Schützen-Stammtisch" übrig.
Der Stammtisch wollte schon länger mal wieder einen Schützenkönig ausschiessen und somit wurde nach 10 Jahren wieder ein Schützenkönig ausgeschossen. Anschließend wurde der Schießstand abgebaut und 1982/83 wurden in einem Anbau 2 automatische Stände errichtet.
Nachdem regelmäßig Geld in die Kasse kam, konnte auch jedes Jahr ein Ab- und Königsschießen durchgeführt werden. Die Vereinsabende wurden wieder besser besucht, es ging langsam aufwärts. Es musste eine größere Schießanlage her, über Pläne wurde nachgedacht, doch dann mußte das ganze Geld 1984 in das Schützenhausdach gesteckt werden. Der damalige Jugendleiter Reinhard Kling konnte einige Jugendliche für den Schießsport begeistern. 1986 wurde Horst Hegner zum Vorsitzenden gewählt.
In der Nacht vom 09. auf den 10. Mai 1987 heulten in Schwarzenbach/Saale die Sirenen, das Schützenhaus stand in Flammen. Der Dachstuhl brannte total aus, die über einhundert Jahre alten Mauern waren vom Löschwasser total durchnäßt. Die Bausubstanz für einen Wiederaufbau zu geschädigt. Der Gesellschaft blieb nur noch eine Ruine.
Wiederum ein Rückschlag in der Vereinsgeschichte, aber auch die Möglichkeit für einen Neuanfang. Nun hieß es Pläne machen, was wollen wir, was brauchen wir, was wird es kosten und ähnliche Überlegungen schwirrten in den Köpfen der Mitglieder. Aber auch andere machten sich so ihre Gedanken, so konnte man in der Zeitung vom Neubau einer Disco lesen, auch andere Gerüchte machten die Runde. Schütze Bruno Kapp zeichnete die Pläne für den Schützenhausneubau.
Die Stadt Schwarzenbach/Saale half der Gesellschaft schnell und stellte ihr einige Räume im alten Rathaus am Bahnübergang zur Verfügung um das Vereinsleben aufrecht zu erhalten. Im Dezember 1987 wurde die Ruine des Schützenhauses abgerissen. 1988 im März konnte erstmals ein Modell vom neuen Schützenhaus vorgestellt werden. Im alten Rathaus wurde ein Schießstand mit vier Ständen gebaut, auf diesem wurde 1988 ein Ab- und Königsschießen durchgeführt, nachdem es im Jahre 1987 keinen Schützenkönig gab.
Es wurde jetzt jährlich ein Osterschießen, ein Ab- und Königsschießen und ein Weihnachtsschießen veranstaltet, außerdem wurde eine Vereinsmeisterschaft ausgetragen.
Am Freitag, den 04.10.1991 war es endlich so weit, Heinrich Jelitto begann mit dem Erdaushub für den Schützenhausneubau. Die Grundsteinlegung erfolgte am Freitag, den 25.10.1991 durch Bürgermeister Dr. Walter Baumann. Die Baufirma Klamt erstellte den Rohbau und die Firma Feiler den Dachstuhl, so konnte am Freitag, den 28.02.1992 Richtfest gefeiert werden. Es war dann noch viel zu tun, denn es gab noch etwas im Vereinsleben: "Sollten wir ein 175-jähriges Jubiläum feiern oder sollten wir es nicht?"
Nachdem im Sommer 1994 die Luftgewehrschiessanlage fertiggestellt und der Stand vom Sachverständigen abgenommen wurde, konnte am 16. November 1994 beim ersten Ab- und Königsschiessen im neuen Schützenhaus, der erste Schuß abegegeben werden. Die ersten Schützenkönige im neuen Schützenhaus waren: Manfred Alex (Schützenkönig) , Marc Michael (Vizekönig) und Markus Grabl (Jungschützenkönig) .
Am 18. Februar 1995 starteten wir erstmals, seit vielen Jahren der Abstinenz, mit einer Luftgewehrmannschaft im Rundenwettkampf. In dieser Mannschaft wurden folgende Schützen eingesetzt: Markus Grabl, Marc Michael, Andreas Hamele, Klaus Pittroff, Josef Lack und Manfred Alex.
Ab Herbst 1996 nahmen wir mit drei Luftgewehrmannschaften mit teils großem Erfolg am Rundenwettkampf teil.
Nach mehrjähriger Bauzeit und Abnahme durch den Sachverständigen, konnte am 9. Mai 1998, der erste Schuss auf der 25 Meter Schiessanlage im Keller durch Ralf Küchler abgegeben werden. Endlich war es geschafft, unser Schützenhausneubau war bis auf Abschlussarbeiten abgeschlossen.
Nachdem die Schiesssportanlagen fertiggestellt waren und ideale Trainingsbedingungen geschaffen wurden, ging es sportlich mit der Schützengesellschaft steil bergauf. Es stiegen einige Luftgewehrmannschaften, die erste bis in die Gauklasse (vergleichbar mit der Bezirksliga im Fußball) , auf. Im Jahre 1999 nahmen wir mit vier Luftgewehr- und einer Luftpistolenmannschaft im Rundenwettkampf teil. Unsere Schützen waren bei der Gau- und der Bezirksmeisterschaft erfolgreich. Michael Braun konnte sich als 5. der "Bayerischen Meisterschaft" mit der Luftpistole für die "Deutsche Meisterschaft 2000" in München qualifizieren.
© Manfred Alex